Tests

Scout

Ein guter Scout auf allen Wegen!

  „Ist das nicht der neue Scout? Wo hast Du 
   den denn her?“Diese Frage hörte ich am
   Strand von Norddeich, als ich am ersten
   Februarwochenendeu.a. zum ausgiebigen
   Testen des Scout 3.0 unterwegs war.
   Netterweise hatten mir die Invento-
   HQ’lerInnen aus Rastede den Kite
   mitgegeben.

 

Um es gleichvorweg zu sagen: Es kommt selten vor, dass ich ein und denselben Kite länger als ein oder zwei Stunden in den Händen halte. Meistens wechsele ich nach einer gewissen Zeit den Drachen (mittlerweile gehören etliche zu meinen ständigen Reisebegleitern, wenn ich Richtung Strand oder Drachenwiese unterwegs bin): Vielleicht ist ein anderes Modell ja doch noch etwas besser bei den gegebenen Verhältnissen? Als ich mit der Scout 3.0 unterwegs war, hatte ich noch einige Beamer und auch zwei Crossfire im Gepäck. Die blieben dieses Mal aber in ihren Rucksäcken.

Am Strand von Norddeich fegte der Wind mit 4-5 (Böen 6) bft. komplett onshore über den asphaltierten Deich und die Drachenwiese oberhalb des Osthafens. Mit meinen 90 Kilo Lebendgewicht und dem Furnace Creek unter den Füßen hing ich vier Stunden lang durchgehend an der Scout 3.0 und hatte meinen Spaß dabei.
Fazit vorweg: Ein Kite, der mich begeistert hat, auch wenn ich schon x verschiedene andere Modelle in den Händen und am Haken hatten.

Der Rucksack des Scoutweist die übliche solide Invento-HQ –Qualität samt großem Zipper auf.Und auch beim Design des Rucksacks weiß man gleich, von welcher Firma der Kite ist.

Drachen auslegen, sichern, Leinen abwickeln und zum ersten mal kommt man kurz ins Stutzen. Unterschiedliche Anknüpftechniken kenne ich, manche Leinen habe ich schon stundenlang entheddert (bis ich dann endlich gelernt habe, dass es nur, aber wirklich nur auf’s vernünftige Aufwickeln ankommt) und auch an unterschiedliche Saftysysteme habe ich mich meistens schnell gewöhnt. Was mir hier oberhalb der Bar begegnet verursacht zunächst ein großes Fragezeichen. Habe ich irgendwas verdreht? Stimmt was nicht? Nein, alles klar, das ist wohl die neue „X Over Controllbar“. Einen Meter vor der Controllbar werden die Bremsleinen gekreuzt und durch Ringe gezogen. Also nichts durcheinander, sondern geplant und gewollt.

Die X Over Controllbar sorgt dafür, dass der Scoutwesentlich einfacher und ansprechender zu steuern ist als andere Powerkites ohne Depowersystem, die auch über vier Leinen verfügen.„X Over“sorgt für direktes Ansprechen des Kites und für sauberes stabiles Flugverhalten, da die Bremsleinen aktiv mit genutzt werden. Die 50-Zentimeter –Controllbar ist für den Scout 3.0 genau richtig: Nicht zu kurz und nicht zu lang. Die Steuerimpulse gehen direkt zum Kite, sorgen aber nicht für wackelige oder unerwünschte Manöver. Ob die Controllbar „Handlefeeling“ vermittelt, wie es in der Werbung für den Scout heisst, das kann jeder selbst entscheiden. Wenn damit die gute Steuerbarkeit gemeint und die Mitnutzung der Bremsleinen gemeint ist, dann stimmt die Aussage. Die richtigen „Handlefreaks“ werden aber bei ihren Handles bleiben, weil sie eben „Handlefreaks“sind.Jeder, der seine „Handle“ aber mal horizontal und nicht vertikal halten will und der sich leicht ins Trapez ein- oder aushaken will, der wird zur „HandleControll-X-Over-Bar“ greifen.

 

 Die Sicherheit wird bei der Scout groß geschrieben und funktioniert bestens.Die Saftyleine wird per Klett um’s Handgelenk gelegt und schon ist man auf der sicheren Seite : BeiProblemen , Stürzen oderunsicherenSituation einfach die Controllbar loslassen und der Kite zieht die Schleppkante ein und segelt je nach Windverhältnissen ganz ruhig oder etwas flatternd zu Boden.

Am Boden kann man sich dann auch ausgiebig mit der guten Verarbeitungsqualität, den Maßen (3 Quadratmeter, 319 Zentimeter ausgelegte Länge, 107 Zentimeter Höhe, 16 Zellen) und der Beschaffenheit dermitgelieferten Leinen („R2F“ – ready to fly; 20 Meter, 220 Kilo – 100 Kilo, Dyneema) beschäftigen. Kann man. Muss man aber nicht. Denn seine wahre Qualität zeigt der Scout am Himmel.

Der Druckaufbau der Scout erinnert an dessen Vorgänger, die gute alte Beamer (TSR). Erinnert, d.h., nicht, dass Beamer und Scoutbzgl. des Druckaufbaus oder anderer Flugeigenschaften komplett vergleichbar wären. Sicher, man merkt, dass die Beamer „dahinter steht“, aber mit der Scout hält man eineechte Weiterentwicklung in den Händen (an der Controllbar).Erinnere ich mich an einige Beamerstarts, so denke ich an - etwas übertriebengesagt - „erst wenig und dann plötzlich sprunghafter heftiger Zug“.Das ist bei der Scout komplett vorbei. Flott und zügig füllt sie sich mit Luft, was sicher auch an den verstärkten Profilen am Lufteinlass liegt, und steigt dann – langsam und ruhig, aber nicht lahm, Druck aufbauend zum Zenit.

Ja, und dann kann’s losgehen! Der Scout ist sehr lenkfreudig und gutmütig. Anfänger und Fortgeschrittene werden damit ihre Freude haben. Und auch das Loopen ist aufgrund der X-Over-Leinen eine wahre Freude. In der Powerzone kann man sich richtig in die Controllbar hängen und sie zackig bewegen, um den Kite in einer engen Kurve zu drehen. Dass es einen dabei von den Füßen, vom Mountainboard oder Buggy haut, das braucht man nicht zu befürchten. Der Druck bleibt gut erhalten, der Kite sackt nicht weg. Am Windfensterrand gilt dasselbe in etwas sanfterer Form.
Die Drehfreudigkeit der Scout ist wirklich beachtlich.

Weitere Bilder hier!


Auf ebenem und festem Untergrund zieht der Scoutdas Mountainboard oder den Buggystark und satt voran. Der Druck bleibt auch auf der Wiese stabil, wenn Unebenheiten, Maulwurfhügeloder Hasengruben das Gefährt abbremsen. Ein ständiges Kämpfen um Druckausgleich gehört der Vergangenheit an.

Sauber zieht der Scout an den Windfensterrand und hält auch dort den Druck gut aufrecht. Ergänzende S-Kurven oder Loops sorgen dann für weitere Schubkraft ohne zickiges Verhalten.

Der Scout ist sehr gut geeignet, um Powerkiten kennen zu lernen. Ob man ihn als Trainerkite oder einfach zum Spaßhaben am Strand oder als gute Zugmaschine für’s Mountainboard, den Buggy oder das Snowboard (was ich leider noch nie ausprobiert habe) verwendet, das bleibt einem selbst überlassen. Vermutlich werden Kiteschulen den Scout lieben. Er bringt das echte „Kitegefühl“ rüber, das man für’s Wasser und auch für’s Buggy- und Landboarden braucht.

Tja, und ich musste den Scout wieder abgeben. Ich hätte ihn gerne behalten. Vielleicht finde ich einen Scout, der mir den Weg zu einem guten Händler weist?