Pastor persönlich - Januar 2019

ppersoenlichNachrichten und
‚The crown’.

Seit 14 Tagen. Denn seit 14 Tagen bin ich – mit nur einer Ausnahme – abends zuhause. Jeden Abend. Das neue Jahr beginnt wirklich anders als andere Jahre. Ganz ungewohnt. Und es wird die nächsten drei Abende noch so weitergehen. Meine Termine planen sich normalerweise von selbst. Ich bekomme Anfragen und reagiere darauf. Wenn es noch passt, dann nehme ich einen Termin an, wenn es nicht mehr passt, dann wird der Termin eben nach hinten verschoben. 
Die ersten Termine für 2020/21 stehen in meinem digitalen Kalender. 

In der erste Januarhälfte 2019 sah und sieht mein Kalender sehr blank aus.  Offensichtlich habe ich für die ersten 14 Tage des Jahres keine Anfragen erhalten.  Ein paar Tagestermine und eben der eine Abendtermin und das war’s. 
Was ich im Rückblick jetzt schon mal sagen kann: Meine Ehe ist deswegen nicht in Gefahr ;). Wobei es schon ungewohnt ist …. . Wir sitzen abends ab ca. 20 Uhr tatsächlich auf dem Sofa. Und hier kommt das wohl intimste Bekenntnis, das ich je bei ‚Pastor Persönlich’ veröffentlicht habe J: Nachdem wir uns immer so ein Stündchen unterhalten haben, schauen wir Nachrichten und dann ….. eine Serie. Schon 14 Tage hintereinander. Immer so zwischen 40 und 50 Minuten. Auf Empfehlung von Rike, unserer Tochter, haben wir uns für ‚The Crown’ entschieden. Ich habe – soweit ich mich erinnere – wohl noch nie 14 Tage hintereinander die Flimmerkiste angeschaltet (Nachrichten ausgenommen). Ich habe aber auch verstanden, dass wir eigentlich nicht Fernsehen schauen, sondern eine Serie. ‚Das ist was ganz Anderes!’. Glotzen ‚on demand’. Ja, und das ist echt etwas Anderes. Wenn ich das so hochrechne, dann hat das gute alte Fernsehen bestimmt in ein paar Jahren oder Jahrzehnten wohl wirklich ausgedient.  Und schon mache ich mir wieder Gedanken rund um’s Thema Glauben, Gemeinde, Kirche …. .

Das könnte auch mit Gemeinden/ Kirchen so sein. Dieses feste und regelmäßige, immer zur gleichen Zeit stattfindende kirchliche Leben – wie lange das wohl noch gut geht?  
Gestern war ich in einer Gemeinde zu Gast, in der es noch echt gut geht. Ich war zum Gottesdienst in einer echt tollen mittelgroßen, aus meiner Sicht von der Organisationsstruktur her noch gut funktionierenden Baptistengemeinde im Speckgürtel von Hamburg zu Gast (abends war ich wieder zuhause und habe Nachrichten und ‚The Crown’ geschaut …) .  Ich habe mich wirklich über den Gottesdienst gefreut. Jung und alt und auch jede Menge Mittelalterliche samt jungen Familien kamen pünktlich zu 10 Uhr aus ihren Ein- oder Mehrfamilienhäusern gekrochen, um im Schutz des großen Gemeindedaches miteinander Gottesdienst zu feiern. Und der Gottesdienst war bewegt und bewegend. Nur, … wird das so bleiben? Werden sich Menschen – und Christen sind ja auch Menschen – weiterhin verbindlich aufraffen? Werden sie die großen Veranstaltungen suchen? Oder wollen sie auch religiös ‚on demand’ versorgt werden?

Ich gehe mal davon aus, dass Gemeinden wie die, die ich vergangenen Sonntag erlebt habe, noch lange eine gute Zeit vor sich haben werden. In Regionen und Gemeinden, in denen es aber jetzt schon hapert mit Gottesdienstbesuchern, werden sich die Verantwortlichen sicher auch darauf einstellen müssen, dass Menschen heutzutage eher ‚on demand’ leben. Wenn selbst schon ich – und nicht selten wird mir nicht ganz zu Unrecht bescheinigt, dass ich technisch und medial wirklich nicht auf der Höhe der Zeit bin- die Tagesschau nicht mehr nur um 20:00 Uhr, sondern irgendwann in der Mediathek anschaue. Und ‚The crown’. 

Wobei, …. heute Abend könnte die Kiste mal aus bleiben. Vielleicht schauen wir heute einfach mal komplett analog ‚Kamin’. Mal sehen … .