Big Milly's Backyard

Lauschiges Plätzchen an Ghana’s Küste

Big Milly’s Backyard liegt ca. 20-25 Kilometer westlich der Hauptstadt Accra am Kokrobite Beach. Man erreicht den Ort über die westlich führende Autobahn von Accra aus in ca. 1-2 Stunden. Die Reisegeschwindigkeit hängt dabei von Staudichte, Fahrzeugzustand und unvorhersehbaren Bedingungen ab. Vom Flugplatz in Accra aus kostet eine Taxifahrt nach Auskunft eines Einheimischen ca. 30 Cedi (für Touristen können es auch schon mal 100 Cedis – ca. 40 €-  werden, wenn sie die Kunst des Handelns nicht beherrschen). Von der Autobahn geht es nach einer Zahlstelle etwa 10 Kilometer weit in Richtung Küste. Kokrobite Beach ist an der Autobahn ausgeschildert und die letzten Kilometer versprechen noch einmal Abenteuerliches, wenn man nicht genauestens auf Schlaglöcher oder sonstige Hindernisse achtet.

In Kokrobite Beach ist die kleine schlichte Hotelanlage mit ca. 20 Unterkünften (Einzel-, Doppel- und Mehrfachzimmer in freistehenden Häusern) ausgeschildert. Folgt man dieser Ausschilderung, so kommt man am Ende der Straße ans Eingangstor der kleinen Anlage. Am Ende der Straße, wie in die Ecke gedrückt, wirkt die Anlage auf den ersten Blick einladend und gemütlich. Zur anderen Seite hin grenzt „Big Milly’s“ direkt an den Strand.

Ein großer Platz mitten auf dem Gelände dient als Parkplatz oder als Veranstaltungsort, denn direkt daneben ist die kleine Bühne, die für allerhand Veranstaltungen musikalischer und künstlerischer Art herhält. Die Besitzerin hat mittlerweile viel Erfahrung mit Gruppen, die dort auftreten und betont, dass sie nur wirklich gute Gruppe einlädt. Während unseres Aufenthaltes war das dann auch so. An etwa zwei Abenden pro Woche herrschten bis ca. 1 oder 2 Uhr nachts buntes Treiben auf der Bühne. Meistens waren Raggae- oder Trommelklänge aller Art zu hören. Keineswegs störend. Immer passend zum gesamten Ambiente der Anlage und zur lauschigen Luft, die die Besucher umschmeichelt.

Die Unterkünfte sind in nett gestalteten Häusern zu finden. Etliche Zimmer haben eine Dusche (mit fließend Wasser!) und ein eigenes Bad. Einige Einzelzimmer haben ihre Dusche im Freien. Auch Zelte können aufgebaut werden. Nach einer kurzen Begrüßung an der Rezeption, die am hinteren Ende der Anlage liegt und in der man auch Geld umtauschen kann, kann man sich in den sauberen und praktischen Zimmern einrichten und es sich in der Anlage und am Strand gut gehen lassen.

Die Leute an der Rezeption sind sehr freundlich und hilfsbereit und auch die Besitzerin Wendy, die sicher so etwas wie die „Seele“ der Anlage ist, trifft man dort des Öfteren an. Die Besitzerin kommt aus England und wird im September 2013 das 20.Jubiläum ihrer Anlage feiern. „Wir haben mit einem Häuschen angefangen und haben immer ein Zimmer vermietet. Jetzt ist das daraus geworden. Wir wollen aber nicht mehr größer werden, denn dann wäre es nicht mehr so gut zu handhaben. Und dann wäre es auch nicht mehr, was es ist!“, so die ältere Dame, die mit Freundlichkeit und einem stets zugewandten freundlichen Lächeln ihre Besucher begrüßt und begleitet und mit einer ebensolchen Haltung ihre MitarbeiterInnen leitet.
Auf die Frage, wie Alles begonnen hat, antwortet sie: „I came to Africa and I fell in love!“ Diese Empfindung spürt man Wendy noch immer ab.


Auch die Angestellten auf dem Gelände sind nett und zuvorkommend. Die Mitarbeiter an der Bar, die den ganzen Tag über geöffnet ist und zu für europäische Besucher sehr verträglichen Preisen den ganzen Tag über Kaltgetränke anbietet, sind die „Coolen“. Die Servicekräfte im Restaurant oder an anderen Stellen  fallen durch ihre solide Arbeit auf. Sicher ist der ghanaische Arbeitsethos anders als der mancher deutscher Hamsterradarbeiter. Wenn man sich aber nur ein ganz wenig in den „ghanian way of life“ fallen lässt, dann ist man mit dem Service in Big Milly’s mehr als zufrieden.

Frühstück, Mittagessen und Abendessen wird meistens im kleinen überdachten Restaurant mit direktem Blick auf den Strand und aufs Meer serviert. Auch hier sind die Preise wirklich akzeptabel. Und es gibt Essen, das der europäisch geprägte Besucher bestens verträgt und auch kennt. Natürlich gibt es auch Einheimisches , aber irgendwie scheinen selbst die abenteurerlichsten Backpacker in Big Millys nicht dazu zu greifen. Es kommt schon vor, dass ein Dutzend oder sogar mehr Nationen unter dem palmgedeckten Dach des Restaurant Platz finden. Big Milly’s ist offensichtlich ein bekannter und beliebter Ort für Individualreisende.

Neben dem Restaurant gibt es noch ein anderes Gebäude mit Blick auf den Strand: Über ein paar Treppen gelangt man auf eine nett gemachte Aussichtsplattform, die einem aus gut drei Meter Höhe einen weiteren Blick über den Strand und das Wasser ermöglicht. Hier kann man sich stundenlang in einen der bereitstehenden Stühle setzen und dem Treiben am Strand zuschauen.

Man muss durch eine kleine schmale Tür in der Mauer, die die Anlage vom Strand trennt, gehen, um direkt auf dem Strand zu stehen. In der Nähe der Tür haben Einheimische ihre Verkaufsstände aufgebaut. Klamotten, Andenken, aber frische Ananas und andere Früchte bekommt man für wenig Geld. Am Strand wimmelt es, besonders an Feier- oder freien Tagen und in der Nähe der Tür zur Anlage, vor Menschen. Ghana pur: Musik, Gerüche, Kinder, Sonne, Sand und Wasser. Wer sich früh morgens Zeit nimmt, der kann ab etwa 6 Uhr die Fischer beobachten, die in langanhaltender Ausdauer die Schleppnetze einziehen. Etwa gegen 8 oder 9 Uhr wird dann endlich das Netz an Land gezogen.

Die Ausbeute ist meistens eher überschaubar, aber die Fischer und ihre Familien scheinen noch für jeden Fang dankbar zu sein. Der Strand vor Big Milly’s ist etwa 20 bis 30 Meter breit. Bei „Ebbe“ kann man auf weiteren 20 bis 30 Meter festem Sand laufen. Aufgeräumt und ordentlich wie ein norddeutscher eingezäunter Touristenstrand mit Kurtaxenautomat ist der Strand an dieser Stelle nicht. Unrat ist zwar nicht haufenweise zu sehen, aber fällt doch auf. Geht man 100 bis 200 Meter am Strand entlang, wird der Strand sauberer. Entlang der ganzen Küste liegen Fischerboote und die Utensilien der Fischer am Strand. Palmen säumen den Strand. Spielende Kinder und entspannte Erwachsene sorgen für eine fröhliche und laue Stimmung.

Die Gebäude entlang der Küstenlinie scheinen auf den ersten Kilometern entlang der Küste alle halb fertig zu sein. Immer wieder sieht man Bauruinen oder heruntergekommene Hotelanlagen. Der Tourismus scheint sich hier nicht festgesetzt zu haben. Von einer Tourismushochburg kann nicht die Rede sein. Weiße Menschen sind, zumindest für Kinder, noch so besonders, dass es schon einmal passieren kann, dass Kinder am Strand auf einen zukommen, um die weiße Haut anfassen zu dürfen. Kehr man nach einem Strandspaziergang zu Big Milly’s zurück, so sieht man schon von Ferne, dass diese „Urlaubsanlage“ die bestgeführteste und auch lebendigste am Kokrobite Beach ist. Ein Aufenthalt dort ist das reine Vergnügen, wenn man abschalten will. Man ist in einer anderen Welt, erlebt als Weißer noch Ghana pur mit, muss aber nicht auf schlichten Komfort verzichten. Ein Animationsprogramm braucht Big Milly’s nicht. Das Leben auf dem Gelände und am Strand ist dermaßen aktiv und lebendig, dass es einfach nur Freude macht, das Leben auf sich wirken zu lassen.

 

Weitere Informationen www.bigmilly.com

 

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