Mission heißt, zeigen, was man liebt

„Mission heißt, zeigen, was man liebt!“

Fulbert Steffensky  hat diesen  Satz gesagt oder geschrieben. Ein Satz, der etwas über den Inhalt aller Mission, ganz gleich in welchem Glaubens- oder Wertesystem sie stattfindet, und auch über die Art und Weise  von Mission aussagt.

Mission ist das lateinische Wort für Sendung.
Nicht nur Kirchen oder religiöse Gemeinschaften, Religionen und Weltanschauungen, auch Vereine, Staaten, Ideologien, Wirtschaftssysteme oder einzelne Menschen haben eine Mission, wenn sie das, wofür sie inhaltlich stehen, nach außen vertreten.

Nicht immer muss dazu der bewusste Versuch gehören, andere Menschen oder Systeme von den  Anliegen,  Inhalten und Perspektiven der eigenen Werte, Ansichten oder „Systems“  zu überzeugen.
Alleine dadurch, dass man ist wie  man ist, hat man schon eine Ausstrahlung,  die gewollt oder  ungewollt,  zu einer Sendung wird, wenn sie auf andere Seinsweisen stößt und somit dann bewusst oder unbewusst in den Vergleich tritt.

Menschen, Gruppen, Firmen, Vereine und Institutionen haben jedoch meistens eine bewusste Mission. Sie wollen als Einzelne oder als Gruppe andere Menschen oder Gruppen  die Vorteile ihrer Werte, Überzeugungen  oder Produkte verdeutlichen.  Manchmal tun sie das aus  eher niederen  Motiven der Gewinnakkumulation, manchmal aus ehrlicher und ehrbarer Überzeugung, dass ihre Überzeugung oder ihre  Werte so gut sind, dass andere Menschen oder ganze Gruppen davon profitieren würden.

Nichts beseelt  Menschen oder Gruppen mehr als der Gedanke, dass es dem einzelnen Menschen  oder sogar ganzen Gruppen und Ländern besser gehen würde, wenn sie  neue oder andere Werte und Überzeugungen  (Produkte) annehmen würden.

Es gibt ehrliche, aufrichtige und selbstlose Sendungen/ Missionen, die nicht durch die schwarzen Schafe in Misskredit gebracht werden dürfen. Würden Aufrichtige aufhören ihre Sendung zu leben, so sähe es an vielen Orten dieser Welt  tatsächlich schlechter aus, als es sowieso schon aussieht.
Sendung/ Mission ist von seinem Ursprung her eine Sache mit gutem Ziel.

Zu beklagen sind die vielen Missionierungsversuche von Gesellschaften, Firmen, Kirchen , Staaten oder einzelnen Menschen, die gegen den Willen der Adressaten vollzogen wurden. Die Form der Sendung passte und passt nicht zum Inhalt der Sendung, von dem die „Missionare“ so überzeugt sind.  Das gilt für wirtschaftliche, politische und religiöse Gedanken.

Auch die Mission der Kirchen hatte und hat ihr schwarzen Kapitel. Das darf aber kein Grund sein, die Mission ganz zu lassen.  Es sollte vielmehr motivieren anders, besser, liebevoller und menschenfreundlicher die Sendung Jesu in diese Welt fortzusetzen.

Mit der Sendung/ Mission Jesu in diese Welt hatte Gott – soweit das der Bibel zu entnehmen ist -  nicht einen schlechten, hinterhältigen oder egoistischen Gedanken.  Mit der Sendung Jesu hatte Gott nur den oder die Menschen im Blick. Er wollte nichts für sich selbst. Alles für den oder die  Menschen. Insofern ist die Sendung/ Mission Jesu in die Welt von aller anderen Mission unterschieden. Der Sendende hat nicht sich selbst, nicht sein Wohl, seine Ehre, seinen wirtschaftlichen oder religiösen Erfolg, sein Wohlergehen im Blick. Sondern das des Adressaten. 
Die Sendung/ Mission der Kirche kann die Sendung/ Mission Gottes in Jesus Christus weder ersetzen noch dieser Sendung irgend etwas hinzufügen. Alles, was getan und gesagt werden musste, ist in Jesus Christus getan und gesagt. Wenn Kirche missioniert, so erweitert sie also nicht das Herrschaftsgebiet Gottes. Sie richtet auch nicht das Reich Gottes auf.

Sie ist vielmehr nur Zeugin dessen, was längst schon göttliche Wirklichkeit ist: Gott will das Beste für alle Menschen. Gemeinschaft mit allen Menschen. Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der  Schöpfung.

Christliche Missionare im besten Sinn sind also diejenigen, die das Handeln Gottes bezeugen. Sie wollen, ja sie können gar nichts „erzeugen“. Wer die „Idee“ des Reiches Gottes kennt, wer glaubt, dass Gott es in Jesus Christus mit allen Menschen   gut meint, wer weiß, dass der in der Bibel bezeugte Gott ein Gott der Liebe ist – wobei die „dunklen“ Kapitel der Bibel manche Fragen über das Gottesbild aufwerfen und einen geradezu von den liebenden Armen Gottes fernhalten können - , der wird seine Art und Weise  der Mission dem Inhalt dieser Botschaft, Idee, dieses Glaubens selbstverständlich anpassen.

Mission heißt eben nicht nur zeigen, was man inhaltlich liebt.
Mission muss dem Inhalt formal entsprechen, sonst ist sie kontraproduktiv.
Auch daher hat alle christliche Mission an der Mission Jesu Maß zu nehmen. Die Mission Jesu war inhaltlich von Liebe erfüllt und wandte sich den Menschen in bedingungsloser Liebe zu.

Diejenigen, die in der Gesellschaft keine Chance hatte,  fanden durch die Zuwendung Jesu Liebe.
Diejenigen, die ausgestoßen oder gebrandmarkt waren, fanden in den Worten und Taten Jesu Liebe.
Diejenigen, die sich selbst und andere aufgegeben hatten, fanden im Handeln und Reden Jesu neue Liebe für sich selbst und andere.
Christliche Mission ist Sendung in eine Welt, die Liebe inhaltlich und äußerlich nötig hat. Damit das Leben besser gelingt. So, wie Gott sich Leben gedacht hat: In Liebe und Gemeinschaft.

Jesus: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“


(Carsten Hokema ist Referent im Dienstbereich Mission des BEFG )