Mein Lauf zwischen den Welten

Mein Lauf zwischen den Welten

Matthias (Matze) Dichristin nimmt den Leser mit hinein in die Erlebniswelt eines jungen Missionars, der mit Frau und Kind seit einem Jahr in Südafrika ist, um dort bei AIDS-Projekten Hilfe zu leisten.

Viel mehr noch: Matze Dichristin nimmt einen mit hinein in seine eigene Erlebnis- und Glaubenswelt, die immer wieder neu versucht mit Höhen und Tiefen des Lebens evangeliumsgemäß umzugehen.  Matze Dichristin macht es sich und seinen Lesern nicht leicht. Schnelle Antworten auf innerliche oder äußerliche Missstände wird man bei ihm nicht finden.

Oberflächlichkeit liegt ihm fern. Auch in seinem Glauben lebt er lieber mit einer weiteren offenen Frage als mit einer halbherzigen Antwort.
Wie finde ich einen verantwortbaren Lebensweg oder Lebensstil als Christ, der in einer westlich geprägten Wohlstandsgesellschaft und auch in einem von Erfolgen, Zahlen und Höhenflügen geformten Christentum groß geworden ist? Wer sich solchen Fragen stellen möchte, der ist gut beraten, zu dem gut 100 Seiten umfassenden Buch von Matze Dichristin zu greifen, welches er zunächst als Blog begonnen hat und dann in Buchform vorlegte. 

Formal lehnt er den Gang des Buches an einen Marathonlauf, den er selbst nach etlichen Vorbereitungen gelaufen ist, an. Wer jedoch ein heroisches „Ich habe es geschafft!“ erwartet, der liegt bei Matze Dichristin falsch: Weder beim Laufen noch  in sonst einer (geistlichen) Disziplin ist Hochmut oder eigenes Schulterklopfen zu spüren.  Der selbstbewusste Leser hat hier zwei Möglichkeiten: Entweder er kommt über sich selbst ins Nachdenken und wird  auch  demütiger oder er wünscht dem Verfasser etwas mehr  Selbstbewusstsein und standing. Denn dass er etwas zu sagen hat, das macht er an Stellen in seinem Buch deutlich, in denen er die gegenwärtige christliche Prägung von Gemeinden und das Erfolgschristentum treffend und mit klaren deutlichen Worten anprangert.

Entweder man legt das Buch weg,  wenn man auf die erste dieser Stellen stößt oder man lässt sich ein auf einen kreuzestheologisch  begründeten Argumentations- und Erlebniserzählgang, der einen in jedem Kapitel des Buches begegnet.

Wenn der Verfasser  auf Jesus zu sprechen kommt, spürt man förmlich seine Begeisterung und sein inneres Brennen. Vielleicht sollte Matze Dichristin ein persönliches Jesus-Buch oder wenigstens ein Blog schreiben? Das wäre sicher ebenso lesenswert wie das Lebenslaufbuch.

Die „Impulse“ von Tobias Faix, die jedem Kapitel angefügt sind, hätte man dem Buch ersparen können. Sie lassen das Buch an manchen Stellen leider  (wieder) in eine christliche Szene abrutschen, die auf manchen Seiten des Buches hinterfragt  wird.  Vielleicht tut ein „In-Autor“ aber auch der Auflage des Buches gut?  Dass ein Ko-Impulse-Autor nicht nötig gewesen wäre macht Matze Dichristin im Anhang seines Buches übrigens selber deutlich. „Statt eines Nachworts“ schreibt er noch einmal einen knackigen Überblick, der eigentlich alles sagt – und fragt.

„Ich habe fertig!“ wird man von Matze Dichristin nie lesen. Und das ist auch gut so. Wer auf seinem eigenen Lebensweg Anregungen zu Weiterkommen bekommen möchte, der liest bei Matze richtig.

Mögen diese Zeilen der Auflage gut tun. Damit noch mehr Leute ins Nachdenken kommen über ihren „Lauf zwischen den Welten“.

Matthias Dichristin, Mein Lauf zwischen den Welten, SCM –Verlag,  71088 Holzgerlingen, 2008, 112 Seiten, ISBN 978-3-7751-4914-3, Paperback
Online zu beziehen über www.oncken.de