Fastenzeit 2012

 

Keine Ahnung, wieviel Ahnung ihr von christlichen Traditionen oder christlichen Gewohnheiten habt, aber ab Morgen ist Fastenzeit!

Karneval ist vorbei, der Nubbel (oder wie dieses Ding heißt) ist verbrannt, alles wird wieder normal, alltäglich - einfach Schluss mit lustig! In christlichen Kreisen gibt es viele Menschen, die in dieser Zeit auf etwas verzichten - fasten. Z.B. auf Süßigkeiten, Rauchen, Alkohol, Schokolade. Halt lauter solche Sachen, einfach um sich und Gott zu beweisen, dass sie von diesen Dingen nicht abhängig sind und auch ohne können bzw. ihr Glück nicht daraus ziehen. Oder manchmal einfach nur, um ein paar Kilos oder Gramm zu verlieren. Das ganze geht dann mehr oder weniger 7 Wochen bis Ostern so, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Ich weiß das so genau, weil ich das auch schon ein paar Jahre mitgemacht habe. Wie gesagt, mal mehr, mal weniger erfolgreich :-)

Ich merke, dass ich es manchmal gar nicht mehr hinterfrage. Heute Mittag fand ich dann einen Zettel bei mir auf der Arbeit. Dazu müsst ihr wissen, dass ich in einem katholischen Krankenhaus arbeite und die "Geistlichen" christliche Feste zum Anlass nehmen um besinnliche nachdenkliche Texte und Briefe an die einzelnen Abteilungen/ Mitarbeiter zu verteilen. Auf diesem Zettel befand sich einer dieser besinnlichen Anschreiben - und er hat diesmal voll ins Schwarze getroffen.

Heute Morgen habe ich schon vor dem Austehen die erste Krise gekriegt und mich gefragt, wie ich diesen Tag bzw. diese Woche überstehen soll. Im Moment geht es bei mir etwas drunter und drüber, die Tage haben definitiv KEINE 24 Stunden mehr, ich rödel und rödel und schaffe trotzdem nix. Objektiv betrachtet, mag vielleicht der eine oder andere sagen, dass hier doch was gut läuft oder da, aber so fühlt es sich absolut nicht an. Keine Ahnung, ob ihr solche Phasen kennt, in denen ihr nur am rotieren seid und gedanklich schon bei dem nächsten Punkt auf der To-Do-Liste seid, obwohl der vorletzte Punkt noch nicht abgehakt ist.

So geht es mir zur Zeit, von daher ist es auch kein Wunder, dass mir auf dem Weg zur Arbeit klar geworden ist, dass ich heute unbedingt Überstunden abbummeln muss.

Lange Rede kurzer Sinn. Nach einem stressigen Vormittag, bin ich dann später als geplant gegangen, .... und da fiel mir oben genannter Zettel in die Hand. Darauf standen ein paar ganz andere Gedanken zur Fastenzeit.

Es ging darum, dass diese Zeit einem auch die Möglichkeit bietet, alte Gewohnheiten abzulegen, inne zu halten, das Tempo zu verlangsamen. Der Text sagte mit, dass es nicht nur darum geht ohne Schokolade auszukommen, sondern dass ich die Chance habe wieder zur Ruhe zu kommen, frei zu sein von Eile, Geschäftigkeit etc..

Ich finde es ist enorm schwer, wenn man einmal in dieser Tretmühle ist, dieses Rad anzuhalten. Selbst wenn man das Rad nicht weiter aktiv antreibt, dreht es sich durch den bereits erworbenen Schwung noch lange weiter. Mir ist klar geworden, dass die Fastenzeit auch so eine Art Bremse sein kann, die das Rad einfach anhält.

Klar sind die sieben Wochen der Fastenzeit ganz normale Wochen, aber ich kann diese Zeit, die JETZT ist dafür nutzen, um mein Rad jetzt anzuhalten bzw. das Tempo enorm zu verringern.

Wenn ich nur am Drehen bin, fehlt mir oft der Blick für das Wesentliche, für die Dinge, die mir wirklich wichtig sind und mir gut tun. Ich werde ungeduldig, ungerecht und manchmal auch unbarmherzig, weil ich einfach unausgeglichen bin. Ich mag aber diese ganzen "un-"s in meinem Leben nicht.

Es würde mir auf jeden Fall gut tun. Wie und ob ich es schaffe, dass Rad zum stoppen zu bringen weiß ich noch nicht, aber ich will es auf jeden Fall versuchen :-)


Aber zum Glück habe ich ja sieben Wochen dafür Zeit... Dann ist Ostern. Jesus ist ans Kreuz gegangen, damit ich frei bin.Nicht nur frei von Schuld, sondern auch frei von Zwängen/ Druck, den ich und andere mir auferlegen!

Samantha Faber