Wie man anderen Menschen begegnen kann

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Hinsehen
Geben, was man hat
Im Namen Jesu
Gott loben


In Apostelgeschichte 4 kann man von einer Begegnungen lesen, die veranschaulicht, wie Begegnungen gelingen können:

„Petrus aber blickte ihn (den Lahmen)an mit Johannes und sprach: Sieh uns an! Und er sah sie an und wartete darauf, dass er etwas von ihnen empfinge. Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher! Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich wurden seine Füße und Knöchel fest, er sprang auf, konnte gehen und stehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott.“

Die beiden Apostel sind gemeinsam unterwegs und begegnen am Tempel einer hilfsbedürftigen Person: Ein Lahmer war wie jeden Tag an den Eingang des Tempels getragen worden, um dort um Almosen zu betteln. Ein Ort, von dem man sich viele Münzen versprach. Immerhin waren es ja lauter fromme Leute, die in den Tempel kamen.

„Petrus aber blickte ihn an.“ Mit dem Anblicken ist nicht einfach ein Anschauen gemeint. Man könnte auch übertragen: „Er blickte ihm fest in die Augen!“ Dann sprechen die beiden Fremden den Lahmen an. „Sieh uns an!“ Jemanden ansehen ist der erste Schritt, damit eine Begegnung zu einem Erlebnis wird. Wenn Menschen sich in die Augen schauen, dann ist das Eis meistens schon gebrochen. „In die Augen schauen“ ist beinahe so etwas wie ein Synonym für „ernst nehmen“. Viele Begegnungen werden nicht zum Erlebnis, weil Menschen sich gegenseitig nicht wirklich ernst nehmen, weil Begegnungen an der Oberfläche bleiben. „Jemandem in die Augen schauen“ ist Ausdruck für persönliches Nahetreten. Nicht zu nahe treten, denn Petrus und Johannes fordern ihr Gegenüber auf „Schau uns an!“ Wer sich nicht auf einen Begegnung einlassen will, den sollte man nicht dazu zwingen.
Um sich einander in die Augen schauen zu können, braucht man meistens Zeit. Nicht immer geht das so schnell wie bei der geschilderten Begegnung.
Der Lahme schaut die Beiden an „und wartete darauf, dass er etwas von ihnen empfinge“. Natürlich geht es dem Lahmen, wie jeden Tag, wenn er am Tempel sitzt und bettelt, in erster Linie um ein paar Cent, die ihm seinen Lebensunterhalt verbessern sollen. Viele oberflächliche Begegnungen sind so angelegt: Alle Beteiligten möchten Nutzen daraus schlagen. Das ist auch ganz verständlich. Vielleicht kann man diesen kurzen Satz aber auch so interpretieren, dass Menschen, die sich in die Augen schauen, die sich auf eine tiefe Begegnung einlassen, immer etwas voneinander empfangen möchten. Menschen, die sich anschauen sind nämlich gebende Menschen. „Sich anschauen“ ist Ausdruck für persönliche Offenheit. Für Tiefe. Für echte, ehrliche Begegnung. Wenn ein Mensch es zulässt, dass er persönlich angeschaut wird, dann können andere „in seinen Augen lesen“. Wenn man im Leben anderen Menschen „lesen“ darf, dann ist das immer ein Geschenk. Dann merkt man, was echt und aufrichtig ist, was im Leben wirklich zählt. Menschen, die sich auf andere einlassen, die persönlich werden, sind immer Gebende und Empfangende zugleich: Sie geben einen Teil ihres eigenen Lebens preis und „lesen“ im Anderen die Zuwendung, Offenheit und Ehrlichkeit.

"Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir." Petrus scheint keine Münzen dabei gehabt zu haben. Silber und Gold. Äußerliches hat er nicht zu geben. Das, was sein gegenüber eigentlich will. Begegnungen werden dann zu Erlebnissen, wenn wir einander nicht nur Oberflächliches geben (d.h. nicht, dass die Sorge für die Leidenden dieser Welt nicht jeden in der westlichen WeltLebenden umtreiben sollte!).
„Was ich habe, gebe ich dir!“ Wenn Menschen einander das geben, was sie haben, dann ist das mehr als man meinen könnte. Es geht eben nicht um ein äußerliches Geschehen (wie gesagt, die Hilfe für Notleidende ist ein Thema, welches es nicht zu vernachlässigen gilt). Wenn Menschen „geben, was sie haben“, dann geben sie sich selbst. Dann geben sie wirklich alles. Wenn Menschen sich einander öffnen, dann können Begegnungen zu Erlebnissen werden. Auch hier: Offenheit und Ehrlichkeit, innerliche Werte und persönliche Gedanken, Emotionen und Überzeugungen, Glaubensinhalte, Hoffnungen und Träume sind manches Mal mehr als Dollars oder Euros. In Deutschland leben wir in einer reichen Welt. Unsere Welt der Begegnungen ist aber nicht selten verarmt, weil wir in Beziehungen „nicht geben, was wir haben“.

„Im Namen Jesu Christi!“ Das ist das, was Petrus zu geben hat. Petrus ist in seiner ganzen Person von dem bestimmt, mit dem er ein paar Jahre unterwegs war und dessen Anhängerer auch noch geblieben war, nachdem dieser gestorben, auferstanden und „in den Himmel aufgefahren“ war. Wie kann das für Christen heute aussehen, dieses „im Namen Jesu Christi“?
Nicht anders als für Petrus. Das Denken, Reden und Handeln kann von dem bestimmt sein, an den man glaubt. In Begegnungen an Jesus Christus maßnehmen, überlegen, was er getan und gesagt hätte, das bringt auch heute noch Bewegung in Begegnungen. Ob sich dadurch Gelähmte wieder normal bewegen können ist offen. Aber zumindest kommt dadurch eine Bewegung in Begegnungen, die für Überraschung sorgt: „er sprang umher und lobte Gott“.
Das ist einen schöne Zusammenfassung für Lebensfreude.

Begegnungen werden dann zu tiefgreifenden Erlebnissen, wenn Menschen geben, was sie haben und andere zur Lebensfreude befähigen.